Wie wir am 23. April berichteten, hat die Deutsche Umwelthilfe eine Pressekonferenz zu den Akten der Behörden abgehalten und diese veröffentlicht. Diese Akten hat die DUH nach einem jahrelangen Rechtsstreit, mitunter der Androhung eines Zwangsgeldes nun ausgehändigt bekommen. Wir haben die Akten gesichtet und stellen in diesem Artikel dar, wieso der Motor EA288, unserer Meinung nach, von VW ebenfalls mit unzulässigen Abschalteinrichtungen manipuliert wurde.
Einleitend mit der Frage „Wer kontrolliert hier eigentlich wen?“, lässt sich der Sachverhalt zum Abgasskandal 2.0 im Zusamenhang mit dem Motor EA288, sehr gut zusammenfassen. Wie man dem folgenden Dokument entnehmen kann, wurde im Ergebenisprotokoll des KBA die Typenzulassung für Fahrzeuge mit dem Motor EA288 von einer schriftlichen Bestätigung von VW abhängig gemacht.
Nach Aussage von VW sind Fahrzeuge nach EU6 und EA288 mit einer Software ausgestattet, die eine solche Schalterfunktion und Zykluserkennung nicht mehr zulässt. Abgasmessungen im Echtbettrieb und auf dem Prufstand sind demnach identisch.
Das KBA verlangt von VW lediglich eine eigene schriftliche Bestätigung darüber, dass die Software für EU6 Fahrzeuge mit den Motoren EA288 ohne einen „Schalter“ programmiert wurde, der ermöglicht, dass die Emissionen auf dem Rollenprüfstand bei der Typenprüfung manipuliert werden. Eine eigene Prüfung des KBA diesbezüglich ist nicht ersichtlich, was in Anbetracht des öffentlich gewordenen Abgasskandals des EA189 jedoch unausweichlich angebracht gewesen wäre.
„Die Akten verdeutlichen, wie die durch VW finanzierten rechtlichen und technischen Darlegungen des Sachverhalts vom Kraftfahrt-Bundesamt hingenommen wurden, ohne selbst eine Prüfung des Motorentyps EA 288 überhaupt in Erwägung zu ziehen. Stattdessen blinde Gefolgschaft, nur, weil der Konzern beteuert, dass die Wirksamkeit des Emssionsminderungssystems unter normalen Fahrbedingungen sich nicht verringert. Und die Öffentlichkeit wurde darüber nicht informiert. Da stellt sich die Frage, wer hier wen kontrolliert“, sagt Axel Friedrich, wissenschaftlicher Leiter des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH.
Weiter findet man in den Akten Auszüge des Emissionsstatus Diesel EA288 EU6, der bei diversen getesteten Fahrzeugen mit EA288 Motor eine deutliche Überschreitung der NOx-Werte der Real Driving Emissions, also der NOx Emissionen im praktischen Fahrbetrieb, anzeigt.